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Stadtnachricht

Schnee bedeutet für die Wildtiere der Adelegg vor allem Stress


Am vergangenen Samstag, 10.12., war es endlich so weit: Rechtzeitig vor dem Fest fiel der erste Schnee und hüllte die Adelegg in ein vorweihnachtliches Weiß. Als am darauffolgenden Sonntag die Sonne herauskam und den frischen Schnee zum Glitzern brachte, hielten auch die eisigen Temperaturen von teilweise 10 Grad minus die Leute nicht mehr zuhause. Zahlreiche Menschen waren am Sonntag in der Adelegg unterwegs und genossen den ersten Schnee, beim Wandern, beim Rodeln und sogar beim Radfahren. Die Begeisterung kann Ranger Boneberger völlig nachvollziehen, er war selbst am Sonntag unterwegs, Sonne und Schnee zu genießen – doch manches was er beobachten musste gefiel ihm hierbei gar nicht.

Im frisch gefallenen Schnee zeichnen sich deutlich die Spuren der Wanderer und Biker ab – und längst nicht jede der Spuren folgt dabei den offiziellen Wanderwegen. „Nur Stunden nach dem Neuschnee waren mehrere illegal angelegte Trails bereits von zahlreichen Bike-Spuren durchzogen!“, so der Ranger. Aber auch Fußspuren von Wanderern finden sich auf Pfaden weit abseits der offiziellen Wege. Sogar direkt an Schildern, die auf bestehende Schutzgebiete hinweisen, führen die Spuren vorbei.

„In den Vogelschutzgebieten geht es natürlich um die Brutzeit, in der die Tiere ihre Ruhe brauchen – aber gerade der Auerhahn benötigt vor allem auch im Winter ungestörte Rückzugsgebiete.“ Erklärt Boneberger. Der bis zu einem Meter große Vogel ernähre sich im Winter fast nur von Fichtennadeln. Eine sehr magere Kost. Damit er damit durch den Winter kommt schaltet der Auerhahn komplett auf Energie sparen. Er fährt den Kreislauf völlig runter und bewegt sich so wenig wie möglich. „Wenn er dann plötzlich erschreckt wird und auffliegen muss kostet das den schweren Vogel jede Menge Energie.“ Energie, die vielleicht nicht zur Verfügung steht und deren Verlust das Tier schwächen kann, bis hin zum Tod bei wiederholter Störung.

Was für den Auerhahn gilt, gilt ähnlicher Weise auch für alle anderen Waldbewohner. Auch Rehe, Hirsch und Gämse – die sich derzeit noch alle in der Adelegg wohlfühlen – versuchen im Winter so gut wie möglich Kraft zu sparen. Müssen sie für eine spontane Flucht vor einem Biker den Kreislauf wieder komplett hochfahren, verbrauchen auch sie viel Energie. Neben den negativen Auswirkungen, die dies auf die Tiere hat, nimmt auch der Wald hierdurch Schaden. Denn: Die fehlende Energie muss durch zusätzliche Nahrungsaufnahme ausgeglichen werden. Im kargen Winter bedeutet dies meistens, dass die Tiere die Knospen junger Bäume fressen, „verbeißen“, wie man sagt. Dies stört, oder verhindert schlimmstenfalls sogar, das Nachwachsen der Bäume. Gerade wertvolle Mischbaumarten, wie Tanne und Buche sind hierbei besonders gefährdet, da beim Wild beliebter.

Um Wild und Wald zu schützen ist es daher sehr wichtig, gerade im Winter Tieren Rückzugsräume zu gewähren, in denen sie sich, ohne menschliche Störung verstecken können.

Ranger Boneberger bittet daher eindringlich darum in dieser kalten Jahreszeit besondere Rücksicht walten zu lassen. Am besten hält man sich, beim Genießen der weihnachtlichen Landschaft, an die ausgewiesenen, dem Wild bekannten Wege – ob zu Fuß oder mit dem Rad. Diese sind im Winter auch meist besser gangbar. Ebenfalls wichtig ist, in Zeiten, in denen es so früh dämmert, dennoch konsequent zu bleiben und nach Einbruch der Dämmerung den Wald nicht mehr zu betreten. Insbesondere von Touren mit Stirnlampen sollte man absehen.

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