Einwohner
1878 (Stand 31.12.2021)
Lage
Südwestlich der großen Kreisstadt befindet sich die Ortschaft Gebrazhofen, bestehend aus den drei Pfarrgemeinden Merazhofen, Engerazhofen und Gebrazhofen.
Geschichte
In einer Papsturkunde von 1249 wird der Ort als Egenbrechtshofen erstmals urkundlich erwähnt. 1353 wird im Liber Taxationis et marxaum constantiente Gebrazhofen als Pfarrei genannt. Das Repräsentationsrecht haben die Herren von Wuchzenhofen. Durch Moritz von Landau, der Vogt des Stiftes Kempten war, kam das Patronatsrecht an das Stift Kempten. Durch Einwanderung aus der Schweiz und Tyrol wurden die nach der Pestzeit aufgelassenen Höfe wieder bewohnt und die Felder bewirtschaftet.
Im Sommer 1635 traf der erste Postreiter der kaiserlichen Reichspost, die dem Erbgeneralpostmeister Graf Leonhard von Taxis vom Kaiser Ferdinand II. am 3. Mai 1628 übertragen wurde, von Augsburg – Memmingen herkommend in Gebrazhofen ein. Im damaligen Gasthof Hirsch (Zollstation) war auch die Posthalterei untergebracht. In den darauffolgenden Jahren wuchs die Posthalterei zur stattlichen Postkutschenlinie.
Erst 1962 wurde die Poststelle in einen Neubau an der Vogteistraße eingerichtet, bis 1997 das endgültige Aus für die Poststelle Gebrazhofen erfolgte.
Die Pfarrkirche wurde 1689 für 4237 Gulden im Renaissancestil umgebaut und erweitert. Der Turm ist vermutlich im 13. Jahrhundert mit Findlingen, Wackersteinen und Flusssteinen erbaut worden. Der Chor wurde von der früheren Kirche übernommen und den österreichischen Zollbeamten der Zollstation Gebrazhofen wurde im Chörlein ein Kirchenplatz eingerichtet.
1600 wird ein Denth als Oberzollner erwähnt. 1733 baut der Oberzollner Franz Anton Johler ein neues Wohnhaus, das er 1734 von dem Wesobrunner Stukkateur Johann Schütz ausstatten ließ. Das Gebäude mit 1993 renovierter Stuckdecke diente, nachdem es 1780 verkauft wurde, zuerst als Schule mit Lehrerwohnung, bis 1965 das Rathaus eingerichtet wurde.
1716 erhielt der Hauptort der oberen Landvogtei am 11. November von Kaiser Karl VI. das Marktrecht verliehen. Der Zoll war sehr bedeutend und wurde auf jährlich 110.000 bis 120.000 Gulden geschätzt.
Berechnungen über Nutzung der Wegestrecken von Ulm über Memmingen nach Lindau für mehrspännige bis sechsspännige Kutschen mit Wege- und Brückenzoll sind belegt, ebenso Transporte von pfalzbayerischem Salz. Beschwerden über hohen Zoll sind ebenso zu vermerken wie Beschwerden von Einrichtungen weiterer Zollstationen durch Territorien der Reichsstädte. Die Ansiedlung zahlreicher Handwerker ist verständlich und 1768 wird den Gebrazhofer Handwerkern eine Universal Handwerksordnung verliehen als Gegenpol zu den Zunftordnungen der Freien Reichsstädte.
Für die Schrankenwärter an der eigens angelegten Straßenverengung, mit der Gebrazhofen bis heute seine liebe Not hat, gab es viel zu tun. 1802 am 2. Mai fiel Gebrazhofen an Bayern, indes wollte Österreich die Abtretung nicht so leicht in Kauf nehmen und besetzte es noch 3 Jahre lang. Die Vogtei hatte aber auch fortlaufende Standquartiere zu unterhalten.
1806 von Mai bis September waren 16.000 – 20.000 Mann bayrische und französische Truppen im Quartier. 1810 waren die Militärleistungen auf eine stattliche Summe von 162.551 Gulden angewachsen. Mit der Eingliederung in die bayrische Oberhoheit erlosch auch die bevorrechtigte Stellung der ehemaligen Freien auf der Leutkircher Haid und das Amt Gebrazhofen. Beim Staatsvertrag durch Napoleon wurden die Grenzen neu gezogen und Bayern überließ das Amt Gebrazhofen dem Königreich Württemberg.
1934 wurde die Planung einer Ortsumfahrung in Angriff genommen und ein Jahr danach erbaut, um den steilen kiesigen Weg durch den Ort zu umgehen. Erst 1955 wurde die Ortsstraße mit einer Teerdecke versehen und 1963 fand der Erörterungstermin für den Bau der B 18 statt, welche nunmehr wiederum nach dem Bau der A 96 als Ortsumgehung umgebaut wurde.